WAS VERBINDET das Videospiel Tomb Raider mit einem Taschenrechner? Die Zahlentheorie des Gottfried Wilhelm Freiherr von Leibniz. Alles, was digital ist, basiert auf einem mathematischen System, das Leibniz 1679 erfand, eine mathematische Sprache, die auch Maschinen verstehen. Das binäre System, auch duales oder dyadisches genannt, besteht nur aus den Ziffern 1 und 0.
Während die Einteilung der Welt in binäre Gegensätze von Tag und Nacht, Liebe und HaÃ, Mann und Frau ein Urprinzip sein mag, gelang es Leibniz erst 1679, mit diesen beiden Gegensätzen das gesamte Zahlenuniversum auf der Basis Zwei auszudrücken: Die Zwei wird darin dargestellt als 10, die Vier als 100, die Acht als 1000 und so weiter.
»Das Addieren von Zahlen ist bei dieser Methode so leicht«, notierte er stolz, »daà diese nicht schneller diktiert als addiert werden können.« Denn im Gegensatz zum Addieren im Zehnersystem, das ein erhebliches Maà an Kopfrechenleistung erfordert, gibt es im binären System nur Striche und Kringel, die sich wie von selbst sortieren lassen.
Leibniz entwarf auch eine binäre Rechenmaschine, eine Art mechanischen Computer – der jedoch nie gebaut wurde. Erst als die Elektrizität in unserem Jahrhundert hinzukam, entfaltete das binäre System seine ganze
Energie: Statt der Symbole eins und null verarbeiten Computer eigentlich nur die Schaltzustände »Strom an« und »Strom aus«.
Für Leibniz war das Binärsystem eine göttliche Offenbarung, »weil die leere Tiefe und Finsternis zu Null und Nichts, aber der Geist Gottes mit seinem Lichte zum Allmächtigen Eins gehört«. Gott hatte die Welt in sieben Tagen geschaffen, in der binären Schreibweise als 111 dargestellt: drei göttliche Einsen ohne eine teuflische Null! Diese Beobachtung schien Leibniz so überzeugend, daà er vorschlug, das Binärsystem einzusetzen, um Heiden zum Christentum zu bekehren.