Stochastik ist für viele, die bislang in Mathe gar nicht so schlecht waren, ein echter Sprung. Das liegt meines Erachtens an zwei Hauptpunkten:
1) Es gibt in der Schule sehr wenige Lehrer, die das fundiert und anschaulich erklären können. Ist auch irgendwie klar - in ihrer Schulzeit hatten die Lehrer genauso Probleme damit bzw. Stochastik war gar nicht in ihrem Lehrplan und in der Uni ist Stochastik nach wie vor ein Randgebiet. Wenn sich die Lehrer schon nicht so sicher sind, wie sollen sie es dann gut erklären können?
2) Stochastik unterscheidet sich vom bisherigen Stoff grundlegend: Zum ersten Mal lassen sich Aufgaben nicht mehr nur durch Kochrezepte und das klassische "Durchrechnen" lösen. Mir ist das in meiner eigenen Schulzeit nie so bewußt geworden, erst nach ein paar Semestern an der Uni habe ich gemerkt, dass in der Schule auch Mathematik größtenteils aus Rechenroutine bestanden hat. Die Aufgabenstellung ist immer klar, das Problem ist immer gegeben und den Rechenweg kann man mit Fleiß "lernen". Bei Stochastik geht es eigentlich das erste Mal in der Schule um Konzepte, in dem Sinne, dass anhand des Aufgabentextes zunächst mal nicht klar ist, wo das tatsächliche Problem genau liegt und welcher Rechenweg denn nun eigentlich verlangt ist.
Es ist vermutlich schwierig, da jetzt ein Patentrezept anzugeben, womit man die Konzepte besser versteht, aber hier ein paar Tipps, die mir sehr geholfen haben:
- Mach ein paar von den Experimenten selbst. Glücklicherweise braucht man für die meisten Wahrscheinlichkeitsexperimente kein ausgefeiltes Equipment. Es genügt eine Kiste mit Socken, eine Münze, ein Würfel, eine Tüte Gummibären, was auch immer.
- Lerne mit Freunden zusammen und erklärt Euch gegenseitig die Formeln, Aufgaben und Lösungen. Ganz häufig meint man etwas verstanden zu haben, aber erst wenn ein guter Freund mal "dumm nachfragt", weil er einer Erklärung von Dir nicht folgen kann, merkt man, dass man einen wesentlichen Punkt noch gar nicht bedacht hat.
- Lies gute Bücher. Es gibt gerade in Stochastik und Statistik sehr viele schöne Bücher, die einen nicht in trockenen Formeln und Gleichungen ersticken, sondern die man auch sehr gut als Nachtlektüre lesen kann. Ich empfehle zum Beispiel:
Richard Isaac, The Pleasures Of Probability
http://tinyurl.com/39l3gm
David Ruelle, Zufall und Chaos
http://tinyurl.com/32fy3z
Gero von Randow, Das Ziegenproblem
http://tinyurl.com/yprehm